Projekt Obst in aller Munde

"Herzberger Obstbuch" vorgestellt. Projekt "Obst in aller Munde" beendet

Herzberg. Vor anderthalb Jahren begannen die Mitglieder der Herzberger Zukunftswerkstatt mit dem Projekt "Obst in aller Munde". Über Mangel an Abwechslung konnten sich die zahlreichen beteiligten Mitglieder nicht beschweren. Unter anderem gab es mehrere Apfelernten mit anschließenden Mostaktionen (dabei kam die historische Apfelpresse zum Einsatz) und die Bestimmung der Apfel- und Birnensorten an der Juesholzstraße (der HarzKurier berichtete). Weiterhin wurden die dortigen Obstbäume kartiert und kürzlich professionell zurückgeschnitten. Eine Beschilderung der 51 Bäume auf Deutsch und Esperanto rundete inzwischen das von der BINGO-Umweltstiftung geförderte Projekt ab. Als weiteres sehenswertes Ergebnis wurde eine Broschüre zu der Thematik erstellt. Zum Projektabschluss luden die Mitglieder der Zukunftswerkstatt die Anwohner/innen der Juesholzstraße zu einer Feier vor Ort ein. Am vergangenen Samstagnachmittag konnte der 1.Vorsitzende der Zukunftswerkstatt, Wolfgang Drebing-Bachmann neben Mitgliedern der Zukunftswerkstatt zahlreiche Freunde des Vereins und Anwohner/innen unter den blühenden Apfelbäumen begrüßen. Bei der Veranstaltung stellte er das jetzt auslaufende Projekt vor. Bei einer Führung entlang der Obstbaumallee und bei der Präsentation des selbsterstellten "Herzberger Obstbuches" erfuhren die Anwesenden Interessantes über die Obstbaumallee. Neben Apfelrezepten erhält das Obstbuch unter anderem auch zahlreiche Rezepte für Apfelkuchen, Apfelbrote und Apfelsaft, die Herzberger/innen zur Verfügung stellten. Probieren konnte man das Obst bei einem kleinen Apfel- und Birnenimbiss und mit dem selbstgemachten Apfelsaft bei musikalischer Untermalung. "Und so etwas haben wir vor unserer Haustür", freuten sich manche Anwohner/innen. bei.

Ribston Pepping und andere Apfelsorten. Pomologe identifizierte Äpfel und Birnen

Der Pomologe Hans-Joachim Bannier (3.v.l.) erläuterte die Kriterien, wonach er unbekannte Äpfel identifizierte. Foto: Beier

Herzberg. Mit Unterstützung der Bingo - Lottostiftung verfolgen Mitglieder der Herzberger Zukunftswerkstatt seit längerem ein Apfelprojekt (der HarzKurier berichtete). Im Rahmen dieses Vorhabens sollen auch die über 50 Apfel- und Birnbäume in der Juesholzstraße Hinweisschilder erhalten, auf denen der Name der jeweiligen Sorte angegeben ist. Die Identifizierung von unbekannten Sorten nahm vor einigen Tagen Hans-Joachim Bannier, Obstgärtner und Pomologe (Fachmann auf dem Gebiet des Obstbaus)vor. Der überregional tätige Apfelspezialist aus Bielefeld, der inzwischen weit über 500 Apfelsorten auch im Kopf “gespeichert” hat, hatte vorher in Duderstadt Streuobstwiesen begutachtet. Seinen Kenntnisstand habe er auch nach der Wende in den neuen Bundesländern erweitern können, sagte Hans-Joachim Barnier. In der ehemaligen DDR hätten Äpfel eine größere Bedeutung als im Westen gehabt. Dadurch habe sich das Wissen besonders über alte Apfelsorten länger gehalten. Wissen habe er sich auch aus Literaturquellen des 19.Jahrhunderts angeeignet und selbst alte Sorten veredelt. Kriterien für das Erkennen von Apfel- und Birnensorten seien für ihn und die weitere Handvoll Pomologen in Deutschland unter anderem der Baumwuchs und die Früchte (Form, Kelch, Stiel und Stiellänge, ob kantig oder rund und die Färbung). Bei den rund 51 Apfel- und Birnbäumen in der Juesholzstraße erkannte er unter anderen die “ Köstliche von Charneux” (alte Birnensorte), “Gute Graue” (Birne), “Ribston Pepping” (alte englische Apfelsorte aus dem 17.Jahrhundert, “Mutter” des Cox Orange aus dem 18.Jahrhundert) und die Apfelsorten “Kaiser Wilhelm”, “Schöner aus Nordhausen”, “Jakob Lebel” und “Jonathan” (“Mutter” von Jonagold). Die besonders schmackhaften alten Apfelsorten würden leider immer seltener angeboten, sagte Hans-Joachim Bannier. Da die Lebensmittelketten auf Nachfragen der Verbraucher/innen reagierten, finde man im Obstanbaugebiet “Altes Land” auf 2/3 des Anbaugebietes nur noch die Sorten Jonagold und Elstar. Dabei seien Pflanzenschutzmaßnahmen bei den alten Sorten, die sich besonders gut für den Hausgarten eignen würden, kaum oder nur in seltenen Fällen erforderlich. Sie würde man noch in gut sortierten Baumschulen finden. Früher war das Obst so wertvoll, dass die Landwirte ihren Acker doppelt nutzten: unten Feldfrüchte und darüber Obstbäume. Bei ein oder zwei Sorten, bei denen Hans-Joachim Bannier sich nicht 100prozentig sicher war, wird er daheim noch einen Samenvergleich durchführen. Bei der Aktion war auch Jörg Beckmann, Mitglied der Interessengemeinschaft Streuobst Schwiegershausen und ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Geoportal des Landkreises, wo er unter anderem auf Katasterkarten mittels GPS Pflanzen und Bäume kartiert. Dies will er auch für die Juesholzstraße durchführen. Weitere Auskünfte erteilen die Mitglieder der Zukunftswerkstatt Herzberg. bei.

Juesholzstraße liefert alte Apfel- und Birnensorten. Zukunftswerkstatt erntete und stellte Apfelsaft her

Beim Musen und Pressen floss nicht nur Saft, sondern auch Schweiß. Foto: Beier

Herzberg. Seit dem vergangenen Jahr beschäftigen sich die Mitglieder der Zukunftswerkstatt unter anderem mit dem Thema “alte Apfelsorten in Herzberg”. Hierbei werden sie von der Stiftung “Bingo Lotto” bis Jahresende im Rahmen des Projektes “Äpfel in aller Munde” zum Erhalt von alten Obstalleen und Streuobstwiesen unterstützt. Am vergangenen Freitagnachmittag trafen sich Mitglieder der Zukunftswerkstatt zur diesjährigen Apfelernte sowohl in der Juesholzstraße als auch in Elbingerode, wo sie mit Erlaubnis der Feldmarksgenossenschaft Äpfel pflücken durften. Mit der Arbeit von 15 Aktiven kamen rund 15 Zentner Äpfel zusammen. Am Samstag traf man sich dann in der Werkstatt des Ladens der Zukunftswerkstatt. Zunächst wurden die Äpfel gesichtet, dann “gemust” (gehäckselt) und gepresst. Die hierfür benötigten Geräte - ein alter Muser und eine alte Apfelpresse hatte Thomas Kirchner als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. In weiteren Arbeitsschritten wurde der gewonnene Saft zum Haltbarmachen auf 78 Grad erhitzt. Bei dieser Temperatur bleiben die Vitamine und Inhaltsstoffe weitgehendst erhalten. Im letzten Schritt wurde der Saft in Flaschen abgefüllt. Zum Thema “alte Äpfel” kommt am 07.Oktober ein renommierter Pomologe (Obstbaufachmann) um die Apfelsorten in der Juesholzstraße zu bestimmen. In weiteren Schritten plant man, die Bäume mit Erläuterungsschildern zu versehen, möglicherweise über Rückschnittmaßnahmen nachzudenken und eine Broschüre über historische Apfelsorten und Mosterei zu erstellen. bei.

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