Interview: Wie sah Ihr erster Badeanzug aus?

Communauten erforschen die Geschichte des Freibades am Juessee

 

Auf die Spuren der Geschichte des Freibades am Jues begaben sich kürzlich einige Zwölfjährige der Haupt- und Realschule Herzberg. Im Rahmen des Projektes “Communauten – ein Blick hinter den Zeitvorhang.” stand diesmal das Freibad Jues auf dem Programm. Im Vorfeld hatten sie bereits einiges zur Entstehungsgeschichte des Bades erfahren: Herzberger hatten 1921 einen Verein zur Errichtung eines Freibades gegründet; Spenden waren gesammelt worden; die Herzberger Grafenforst hatte kostenlos Holz zur Verfügung gestellt, sogar der Sprungturm war aus Holz. Zu den Gründern des Vereins gehörte Herr Rögener, damals Konditormeister am Markt. Dessen Ehefrau – Käte Rögener – lebt noch heute. Die Kinder stürzten sich begeistert in die Vorbereitung eines Interviews. Mit Fragezetteln präpariert besuchten Paula, Linda, Joanna und Leon die 97jährige und erfuhren für sie erstaunliche Dinge: Längst nicht jeder in Herzberg hätte schwimmen können. Sie selbst hätte es damals in der Badeanstalt Kolle in der Nähe des Lonauer Wasserfalles gelernt. Dort seien nur zwei kleine Becken gewesen. Als Schwimmhilfe habe sie sich eine große Bonbondose beim Schmied verschließen lassen, diese mit Schnüren versehen und wie ein Rucksack auf den Rücken gebunden. Die Schüler beschließen gleich, dies im Sommer mal auszuprobieren. “Und wie sah Ihr erster Badeanzug aus?” Käte Rögener lacht: “Einen Badeanzug hatte ich anfangs nicht. Ich nahm eine Kittelschürze und band sie hinten fest.” Ihre späteren Modelle hat sie leider inzwischen für Fasching u.ä. verliehen und verschenkt. Dabei hätten die Kinder diese gerne fotografiert. Fasziniert erfahren sie noch, dass der hölzerne Sprungturm ganz schön wackelig gewesen sei. Ob er nun tatsächlich auch mal umgekippt sei, konnten sie nicht klären. “Was hat denn der Bau des Freibades gekostet?” wollen sie noch wissen. Genaue Zahlen kann Käte Rögener da nicht liefern “Die alten Akten habe ich abgegeben.”, aber “Alle haben geholfen, hauptsächlich hat es Arbeit und Zeit gekostet.” “Was hat Ihnen denn besonders gefallen?” Die vielen Schwimmerfeste sind ihr gut in Erinnerung. Man habe dabei auch – mit Lampions und Kerzen auf dem Kopf - Formationen geschwommen. Toll sei auch das Floß mitten auf dem Jues gewesen zu dem man hinschwimmen konnte. Und Aschoffs hätten ein Segelboot gehabt. “Auf dem Boot haben wir zu Musik getanzt, das hat Spaß gemacht!” Noch 2006 sei sie im Jues schwimmen gegangen. “Gleich frühmorgens, ich hatte einen Schlüssel zur Badeanstalt. Mein Mann hatte sich sogar mal ein Loch ins Eis geschlagen, um zu schwimmen.” Abschließend bedanken sich Dagmar Schwarzer als Projektleiterin und die Kinder bei Frau Rögener für das Interview. “Das war prima, wann können wir da wieder hin?” Doch zunächst müssen die Infos ausgewertet werden, damit man mithilfe von Fotos und evtl. einem kleinen Video einen nächsten Baustein für den geplanten virtuellen Stadtführer hat. Die Aktion ist Teil des “Communauten”-Projektes der Stiftung Niedersachsen (www.communauten.org) und wurde von der Zukunftswerkstatt Herzberg (www.zukunftswerkstatt-herzberg.de) organisiert. Die Beteiligten würden sich über altes Fotomaterial, alte Badeanzüge und über Zeitzeugen, die sich zu diesem oder ähnlichen Themen interviewen lassen wollen, freuen. Infos bei Dagmar Schwarzer, Telefon: 05521-1072.

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